Schicksal


Wie wir sind,
so werden wir versucht.



Erzwingen lässt sich nichts -
es liegt alles an Zeit und Ort,
wie Salomo sagt.



Wenn wir recht sind,
so ist auch der Ort recht,
wo wir sind.



Gott hat
in seiner Weisheit
von Ewigkeit
uns und unseren Lauf
dem Anfang, der Dauer
und der Art nach ersehen.
Er hat die Umstände und Personen
in diesen unseren Lauf
haargroß hinein geordnet.
Lenken wir aus, indem wir
Umstände und Personen
gegen seinen Weisheits-
und Liebeswillen
entfernen,
so bleiben wir
zurück.



Gib
keinem Menschen
Schuld,
wenn du
viel Leiden hast,
sondern nur
dir selber.
Gehe aus von dir,
so hast du Ruhe.

Mach’s anders,
so wird’s anders -
sonst musst du
immer wieder
Korrigierer haben.



Durch alle
Umstände und Begegnisse
in unserem Lauf
sollen wir berichtigt
und zurecht gestellt
werden.
Wir sollen daher
nicht auf Personen
losgehen,
sondern auf
uns selbst.1)



Die Welt ist
voller Ärgernisse
und das Herz des Menschen
voller Ärgernisstoff.
Die Ärgernisse werden
hart und streng genommen,
und doch
ist der Stoff dazu
in uns selber.



Wer
keinen Himmel
in sich hat,
der findet auch
keinen außer sich.



Mein persönlicher Weg
geht durch mich
und durch die Welt
hindurch.
Und wie ich
meinen Weg
innerlich durchmache,
so wird er auch
von außen.
Wie ich
innerlich durchdringe,
so dringe ich auch
von außen durch.
Wie du stehst in dir,
so ist alles
außer dir.2)



Es gibt
nur einen Anfang,
den man
redlich nennen kann.
Wo dieser ist,
da können auch
die Raupen-
und Geschmeißzeiten
nichts schaden,
sondern sie kommen
deswegen,
damit ich
ein Überwinder
daran werden kann.3)



Man kann säen
in Gedanken,
in Worten,
in Handlungen.
Man kann anderen
Ärgernisse geben.
Alles das sind Saaten.
Alles das
kommt wieder herein,
nicht das Kleinste
bleibt zurück.



Was dich sauer ankommt
und was du nicht willst,
das tue und übe;
und was du willst,
das lasse.
Hier hast du es
kurz beieinander.
Und wenn du meinst,
man tue dir etwas zu leid,
so denke:
Es ist gerade recht
für mich.



zu einem,
der über Kreuzschmerzen klagte:

Du hast vielleicht
dein Kreuz nicht freiwillig
auf dich genommen,
deswegen
wird es dir nun
auf den Rücken gebunden.



Fehlt uns etwas,
so ist Doktor und Apotheker
das Erste -
statt dass wir aufsuchen,
wozu das Leben dienen soll
und was es bezwecken will.



Der Zweck deines Lebens
soll allein der sein,
dass du deine
Bestimmung erreichst,
denn alles andere
ist Nebensache.




© Ralf Rabemann

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1) „Richte dein Augenmerk auf dich selbst, und wo du dich findest,
da lass von dir ab. Das ist das Allerbeste.“
(Meister Eckhart)
2) „Wo Liebe ist und Weisheit, da ist weder Furcht noch Ungewissheit. Wo Geduld
und Demut, da ist weder Zorn noch Aufregung. Wo Armut und Freude, da sind
nicht Habsucht und Geiz. Und wo man zur Ruhe und Besinnung findet, da kommt
es nicht zur Zerstreuung und da fehlt auch kein Halt.“
(frei nach Franz von Assisi)
3) „Die Seele ist dem Leib gegeben, damit sie geläutert werde.“ (Meister Eckhart)
texte/veroeffentlichungen/kolb-immanuel/schicksal.txt · Zuletzt geändert: 2022/04/16 03:30 von rabemann
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