Wahrnehmen
Das einzig Wahre
(inspiriert durch einem buddhistischem Text)
Wer meint,
er wäre in auch nur einer Sache
nahe der Wahrheit,
der möge folgendes bedenken:
Nicht alles Gegenwärtige
gelangt zur Betrachtung.
Nicht jede Betrachtung
gelangt zur Anschauung.
Nicht alles Angeschaute
gelangt zur Wahrnehmung.
Nicht alles Wahrgenommene
erreicht das Erkennen.
Nicht alles Erkannte
gelangt zur Annahme.
Nicht alles Angenommene
wird so behalten, wie es ist.
Und selbst dieses Behaltene
schwindet weiter dahin,
denn ständig wandelt es sich
und ständig formt es sich zu dem,
wie wir es gerne hätten.
Daher bleibt uns
selbst von dem,
was uns auf diesem Weg
vom wahren Sein erreicht,
nur noch ein wenig,
was uns an Wahrem kann sein,
daher schätze ein jeder
sein Sehen der Wahrheit:
als klein.
Warum eigentlich nicht?
Warum auch nicht,
denk ich manchmal.
Vieleicht zu wenig,
vielleicht auch zu oft.
Denn Reue kommt immer
egal was man tut
doch fehlt es an Mut
wird niemals es gut.
Jeder Fehler bleibt immer
ob kalt oder heiß
ob vom wenig zuviel
oder an Wagnis zu klein.
Bleibt weiter man fern
oder kommt eher selbst
man weiter sich nah -
dieses Fragen lässt man gern -
- denn zuletzt siegt dann doch
dieser eine, eine Moment
über die Schau ins Danach.
Denn nur so: wird uns ein Sein.
Hörig
Ich liege im Gras,
mein Hören so nah,
das Grüne so dicht,
und höre ein Wachsen -
was aber wächst,
das höre ich nicht.
Ein Wachsen der Erde?
Oder auch dessen,
was durch mein Hören
ich werde: ein Hörer
oder ein Hören für mich -
oder hörendes Sein
nur so aus sich?
Oder ich höre
ständiges Werden
des Seins überall,
über und über herum
oder all dessen Werden,
von welchem ich meinte,
es wär wie alle meinen,
während dieses uns wird
oder scheinet zu sein
oder scheint nur zu werden
während immer seiend es war,
indem es sich ständig
nur selber erhört,
und wir diesem hörig
ständig nur meinen,
sein Gehen und Mehren
in ewigem Sein
rauschen zu hör'n.
© Ralf Rabemann
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