Natur
Erwachen
Gott schläft
in den Steinen,
träumt zum Bilde sich
in Pflanzen und Tieren
und auch im Menschen,
um dann erschreckend
und erfreuend sich zugleich
all denen zu erwachen,
die ihn auch wachen lassen.
Der Luftballon
Es wuchs einmal
ein Luftballon
an einer Kokospalme,
dem war vor dem Fallen
gar so bang,
dass er verzagte
immer wieder -
jedoch,
als er herangereift
so köstlich prall
und seine Brüder
fielen all,
da wurde er vom Wind
ganz sanft
hinfort geweht
und kam herab
nie wieder.
Jahres Zeiten
Ein Frühling geht
durch dieses Land,
doch findt er nichts,
daß der Erweckung lohnt -
da geht er.
Ein Sommer geht
durch dieses Land,
doch findt er nichts,
das der Erreifung lohnt -
da geht er.
Ein Herbst geht
durch dieses Land,
doch findt er nichts,
das sich der Ernte lohnt -
da geht er.
Ein Winter geht
durch dieses Land
doch findt er nichts,
das der Bewahrung lohnt -
da geht er.
So geht einmal
ein kalter Wind
durch dieses Land
und es wird sein
dies erste Jahr
von vielen noch,
in denen dann
so gar nichts geht.
Der Regenbogen und die Sehnsucht nach Glück
Glück Suchende
finden keinen Regenbogen
Die laufen wie wir alle
nur nach seinem Schein
Und weil dieser so groß ist,
laufen alle genau da hin,
wo der links oder rechts
mit seiner hellbuckligen Pracht
unsere Welt scheint zu rühren.
Aber wenn wir dort ankommen,
dann ist dort nur noch
eine kleines Stück
karge Erde zu sehn.
Und dieser große, dicke
bunte Bogen himself
ist uns dann plötzlich verschwunden.
Aber nur, weil wir da stehn
- weit weg von daheim.
Denn dort, ganz nah bei ihm stehend,
also da, wo er uns kurz davor noch
schiene zu sein und vielleicht
auch andern noch scheint,
da verschwindet der uns sofort in Gänze.
Aber dort, wo er gerade noch war,
da sitzt dann immer ein alter,
farblos ergrauter Mann
(und nie eine Frau…)
mit Zahnlücke, der uns sagt,
er hätte einmal bunt
vom Glück geträumt
und das wäre in einem Garten
unter einem Baum vergraben.
Und dann beschreibt er
die kleine karge Wiese
in deinen Garten zuhause,
das Stück Wiese unter dem
dort einzigen Baum.
Und wenn Du wieder
heim fährst und Dir
unterwegs noch eine
Schaufel besorgst,
dann kommst Du deinem Glück
schon sehre bald wieder näher.
Blöd nur, dass ich keinen Garten habe
und selbst schon ein alter Mann
mit Zahnlücke bin.
Also warte ich ab, bis einer
zu mir kommt mit seinen Träumen
vom Glück und mit dem Wahn,
er hätte bei mir etwas
großes Buntes leuchten gesehn
oder der mich begeistert
nach egal etwas frägt.
Und dem beschreibe ich dann
eine kleine, karge Wiese.
Eine kleine, karge Wiese
in seinem Garten zuhause -
und dort genau unter dem Baum.
Die Säge
Es biß sich mal
die Säge
ach so tief
ins Holz hinein.
doch keines ihrer Zähnchen
wollt's danach
gewesen sein.
© Ralf Rabemann
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