Zur Bildwerdung (Fortsetzung)
„Bei jeder Art von Übermalung empfinde ich es so, als ob für das Endresultat alle „Zwischenphasen“ 1) unbedingte Voraussetzungen für das Endergebnis waren.
Deshalb empfinde ich übermalte Bildteile oft selbst dann der ganzen Bildgestalt gehörig, wenn sie nicht mehr sichtbar sind - vor allem während der Bildwerdung empfinde ich die Gegenwart eines entstehenden Bildes also nicht als flächig, sondern als mehrdimensional - auch empfinde ich weder einzelne Bildphasen noch das Endergebnis als statisch, sondern so, als befände es sich in ständiger Bewegung einer wachsenden Werdung - und zwar (von einem bestimmten Entwicklungsgrad an) hin zu einer eigentlich recht beliebig wählbaren Endgestalt.“
Rabemann empfindet die auf diese Weise entstandenen Bildelemente „ohne eigenes Zutun“ als „von sich aus untereinander kommunizierend“ und er sieht und empfindet in diesen Bildelementen– obwohl sie dem 2) „Bewußtsein zunächst nur teilweise zugänglich werden“ etwas zutiefst Eigenständiges und aus sich Lebendiges - damit wird in seiner eigenen Wahrnehmung wie auch im Bild und innerhalb dieser Bildelemente „eine Art tiefer Harmonie und Stimmigkeit“ erreicht, die seiner Erfahrung und Auffassung nach „nur auf genau diesem Weg zugänglich ist“.
So entstehen Rabemanns Bilder meist spontan und ungeplant und er arbeitet seine Bildgestalten aus dem heraus, was er sieht, nämlich aus den zunächst zugrundeliegenden Strukturen eines Bild-„Urgrundes“ - genauer gesagt dienen ihm hierbei Unebenheiten und kleinste Farbnuancen als Inspirationsquelle für ein inneres Sehen des vor ihm und (im wahrsten Sinn des Wortes) durch ihn entstehenden Bildes.
Hierzu stellt er zunächst diesen „Urgrund“ auf der Bildfläche her, um sich dann erst mit dem beschriebenen Vorgang beginnend der eigentlichen Bildwerdung zu widmen - gerade so, als würde die Bildschöpfung in zwei Phasen erfolgen – nämlich durch die Erschaffung einer „organisch in sich geschlossenen Unordnung“ und danach der stufenweisen Schöpfung einer Bildwelt aus diesem „Urgrund“.