Die Rückkehr zum Ursprung

„Für die eigene Wahrheit, die Anteil an der ganzen Wahrheit hat, gibt es eine Vielzahl von Darstellungsformen“ sagt Rabemann. Wahrheit sei nicht an materielle Substanz gebunden - selbst weder sichtbar noch wirklich fassbar kann sie im Realen, im künstlerischen Objekt, nur gleichnishaft abgebildet werden.

Rabemanns vielgestaltiges Werk folgt daher einem übergreifendem Prinzip: jedes Kunstwerk gilt ihm als Vermittler und Katalysator dieses Wahrheitsbegriffs, womit eigene Bilder und damit verbundene Empfindungen in Bewegung geraten - sowohl beim Künstler als auch beim Betrachter. Über die von ihm geschaffenen Bildwelten soll ein Prozess der Annäherung an Verlorenes und Verdrängtes erfolgen.

Jede Form dient ihm als Gefäß für vermittelte Inhalte: Material hat nur Wichtigkeit, wo es ihm als Gleichnis dient. So ist ihm z.B. bei den Materialien Glas und Draht die „Durchsicht“ wichtig. Dieser Aspekt taucht in seiner Ölmalerei insofern auf, als er hier immer wieder an der Oberfläche liegende Farbschichten entfernt, um darunter liegende Schichten zur Sichtbarkeit zu bringen.

Seine archetypisch wirkenden Gestalten und Symbole zeugen von einer Suche nach einem Urgrund, einem Gemeinsamen über alle Kulturen und Zeiten hinweg.

Dabei scheint die Grammatik seiner Bildsprache einer Art „natürlichen Logik“ zu folgen, die wenig mit heutiger Intellektualität zu tun hat. Laut Rabemann hat die neuere Entwicklung des Abendlandes den reinen Intellekt von diesen ursprünglichen Bereichen getrennt - dies sei die Wurzel neuzeitlicher Dummheit und Blindheit gegenüber verlorener Ganzheitlichkeit.

Auf der Suche nach dem, was sich hinter dem Mensch-Sein und dem Sich-als-Mensch-fühlen verbirgt, geht er der Frage danach, welche Abhängigkeiten und Verbindungen zwischen lebendigen Individuen bestehen. Dies ist nicht im neuzeitlichen Sinne zu verstehen, denn bei ihm bleibt kein Raum für unruhiges Herumfragen und Forschen. Vielmehr zeugen seine Bilder von einem Denken aus einem inneren, intuitiven Wissen heraus - einem Denken im Sinne einer An-dacht vielleicht.

Seine Bilder sind Ergebnis einer heute ungewöhnlich erscheinenden Sicht: ein anderes Schauen scheint gegenwärtig zu sein und sich dem Betrachter mitzuteilen, deshalb kann sich Wahrnehmung in seinen reichhaltigen Bildwelten ständig bewegen, ohne darin fragend zu verweilen.“


(Patrick Nissler)



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Veröffentlichungen

erwaehnungen/nissler-patrick.txt · Zuletzt geändert: 2020/09/24 20:20 von rabemann
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