Rabemann sagt zum Thema Bildtitel:

„Mein Bildtitel sind fast nie in der Weise zu verstehen, daß sie den Inhalt des Bildes als Ganzes benennen wollen oder können.

Da ich es in der Regel so empfinde, daß mir meine Bildinhalte nur zum sehr kleinen Teil bewusst sind oder bewusst werden, finde ich mich demütig damit ab und greife spontan ein oder einige Elemente aus dem zu benennenden Bild heraus, die mir während der Bildentstehung oder danach bewusst wurden oder die mich während der Bildentstehung oder danach an etwas Benennbares erinnern.

Dem Bild gebe ich dann einen Titel, der sich aus diesem Wenigen ableitet. So hat zwar der Titel vielleicht nicht die Bedeutung, die von ihm normalerweise erwartet wird, jedoch wird er insofern seiner Rolle gerecht, als er wirklich meiner ersten Assoziation nach Vollendung des Bildes entspricht.

Andererseits ist diese Assoziation nicht als bedeutungslos oder als unbedeutend anzusehen und auch das Bild ist nicht frei von seinem Titel zu betrachten.

Denn weil ja die gesamte Bildwerdung ebenfalls aus einer völlig intuitiven und ungeplanten Abfolge freier Assoziationen hervorgeht, kommt eben diese Abfolge genau durch eben diese eine letzte (verbale) Assoziation zum Abschluß. Dabei ist es in der Regel so, daß der Abschluß der Bildwerdung und die Titelfindung in dieser Weise miteinander verbunden sind.

Und zwar deshalb, weil sich - vor allem bei der Malerei, wo das Bild durch Schichtungen entsteht - das Ende des Vorgangs in der Regel dadurch definiert oder wenigstens dadurch eingeleitet wird, daß die erste Assoziation eines Bildtitels auftaucht - dies nehme ich fast immer als Zeichen, daß die fliessende, assoziative Kraft der Bildwerdung ihr Ende findet.

Insofern hat dann auch der Titel deutlichen und auch tiefen Bezug sowohl zum Vorgang der Werdung wie auch zum gewordenen Ganzen, indem er genau in diesem Moment der Vollendung erscheint - das Ende des Vorgangs begleitend und das Beendete sozusagen als dessen Bestimmung benennend zugleich.“