Die Schöpfung



Dieser Vor-Gang an sich

Am Anfang war

ein ein(z)iges Taos

darin fanden

und empfanden sich

Yin und Yang

und alles beginn

und begann



Die Welt wurde von einem

sich nach sechs Tagen

erschöpfenden Anfänger

erschaffen



Kaum war es da

das erste Wort

da war auch schon

der Sprecher fort



Geben ist Leben

Nehmen ist Lähmen



Der Apfel ists gewesen,

der bis dahin unbekannte -

und nicht jenes

zum bösen Tier verschlangte

welches später man

statt ihm belangte.

Denn seine Süsse war es,

nach welcher Eva langte,

als er an dem Baume hangte.



Feuer und Licht

Ein Sonnenstrahl

wußte

der Eile wegen

nicht so recht wohin

- da ging er

einem Tropfen Tau

ins Innerste genau

Diesen jedoch

hatten vor ihm

tausend andere

schon erreicht

und weil dort an Licht

so Fülle war

und alles drängte

dicht an dicht

da strebte er zurück -

jedoch:

da ging es nicht



Immer drängt

das Feuer

dorthin am stärksten

wo es bisher

am wenigsten

zugegen



In der Nacht

erstrahlt der Mond

Und er strahlt und strahlt

bis die Sonne erscheint



Die Sonne ist ewig -

Zeit und Endlichkeit entstehen

aus dem Wechsel der Sichten.



Sonnenlicht füllt sich

wie von selbst

an jedem Ort

in jedes Ding

der Welt hinein

Zwar völlig unbeschränkt

aber immer gemäß

der diesen Dingen

eigenen Offenheit.

Daher muß jede Trübung

und jede Dunkelheit

der Dinge

eigenste Entscheidung sein

sich dieser Fülle

zu verschliessen

Denn Dunkles

kann sich nur entfalten

inmitten der Dinge

grösster Geschlossenheit

und Abwendung



Luft und Wind

Übers Land

zieht der Wind

bis er in ihm

verschwind'



So wie es war

bevor der Wind kam

so wird es

nie mehr sein



Bis eine Wolke fliegt

da müssen

viele Steine schwitzen



So ungestüm

der Wind

auch weiter will -

in jeden Baum

muss er mit jedem Blatte ringen

auf seiner weiten Reise



Der Wind

bläst jedem gleich

doch jeder

stellt sich anders



Darum ständig

ringt der Wind:

woher er nimmt,

wohin er bringt

Denn woher er nimmt

daher bildet er sich

und wohin er bringt

dahin gibt er sich



Wasser und Seele

Ein Tropfen rann so tief

daß er sich total verlief



Einem Tropfen in der Sonne

ist ganz leicht ums Herz



Jeder Regen

Himmels Segen



Kein Hagelkorn

kennt das andere

und doch

fallen sie

einig nach unten



Kaum legt

Schnee sich nieder

wird er

zu Wasser wieder



Der Bach wusste nichts

vom Wasserfall

aber als es soweit war

da ging es wie von selbst

Denn was ihm da

so fremd gewesen -

es war immer schon

ein Teil von ihm



Kein Fluß

findet seinen Weg

planend oder denkend

Kein Fluss

macht einen Unterschied

zwischen sich

und seinem Weg

So findet er sowohl

seinen Weg

als auch sich selbst

stets nur genau da,

wo er war,

wo er ist

und wo es hin geht

und sonst

nirgends

Denn er hat

nur die Wahl

diesen einen Weg

zu gehen

oder im Stillen

zu versumpfen



Jeder Fluss

der muss

windet sich

so gut er kann



Am Wasserfall

stürzen sich

die Wasser all



Quelle und Brunnen

Der Brunnen -

wo einmal es gelungen ist,

ein echtes, tiefes Nichts

zu schaffen,

genau da

füllt es sich

immer wieder



Erde und Sein

Jeder Stein

ein stilles Sein



Ein Stein,

lässt man ihn fallen,

zeigt seine Herkunft allen



Sand im Wind

sich nimmer find



Wär da

kein Tal

gäbs Berge

einen nur



Sand -

das waren einmal

auf Dauer gedachte Steine



Im Schuh schmerzt

ein kleiner Stein

mehr

als ein grosser

draussen



Es war einmal ein Stein

der fühlte sich fremd

neben seinen Brüdern

Da hat man ihn

zuunterst in eine Brücke verbaut -

dort sitzt er jetzt fest eingefügt

über ortlosen Wasser schwebend

unfrei und ganz dicht

neben anderen

Nicht-seinesgleichen

© Ralf Rabemann

texte/veroeffentlichungen/fabula-rava/schoepfung-und-mineral.txt · Zuletzt geändert: 2008/03/23 22:53 (Externe Bearbeitung)
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