"Ölmalerei" im Mo-Hotel Stuttgart-Vaihingen 2008

Dem Künstler Rabemann geht es in seiner Kunst um inhaltliche Zusammenhänge und um den Zusammenhang aller Dinge an sich - ihm geht es also um eine Idee vom Ganzen. Dieser grundsätzliche Ansatz seines Kunst kommt auch in dieser Ausstellung deutlich zur Geltung.

rabemann.de / „Erntesegen“

Galerie Rabemann Böblingen: "Vom Sehen und Sagen"
„Vom Sehen und Sagen“
Ölmalerei, Collage und Mischtechnik auf Leinwand 2007

Das Sehen und Sagen wird im Bild als Parallele des Zeugungsvorgangs verstanden - angelehnt an „Gesehenes bezeugen durch sein Wort“

Das Thema "Ort"

Der Künstler stellt in seinen Werken seit vielen Jahren zum einen Zusammenhänge zwischen Bild und Ort her, „weil zum einen ein Bild von einem Ort den Ort zu einem Bild macht wie auch das Bild zu einem Ort - im Sinne der Wahrnehmung dieses Ortes - wie auch zum anderen ein Bild an einem Ort sowohl Teil dieses Ortes wird wie auch der Ort wird Teil dieses Bildes“.

rabemann.de / „Ölmalerei Einzelbilder 2007“

Galerie Rabemann Böblingen: "Das Wort am Ort"
„Das Wort am Ort“
Ölmalerei, Collage und Mischtechnik auf Leinwand 2007


Das Sinn- und Wortspiel im Titel bezieht sich auf den Text, der im Bild (und auf dessen Rand) steht.

Und zum anderen stellt der Künstler vom Anbeginn seiner künstlerischen Tätigkeit Bezüge zwischen Bild und Wort her, da sie ihm beide als gleichberechtigte Medien und Abbilder der Wirklichkeit gelten - „weil das Wort letztlich nur Bild einer Sicht ist wie auch das Bild letztlich nur das gewählte Wort einer Wahrnehmung“.


"Die Eingebung" (Ölmalerei auf Leinwand)

rabemann.de / „Erntesegen“

Galerie Rabemann Böblingen: "Die Eingebung"
„Die Ei(n)gebung“
Ölmalerei, Collage und Mischtechnik auf Leinwand 2007

Das Wortspiel im Titel bezieht sich auf Eisprung und Befruchtung

Ort und Wort in der Werkserie "Erntesegen"

Diese seine hier nur sizzierte ungewöhnlich „ana-logische“ Sichtweise führt den Künstler Rabemann inhaltlich auf Wege und Ergebnisse, die eine heute ungewöhnlich gewordene, tiefe Schlüssigkeit und Sinnhaltigkeit haben.

So auch bei seiner Werkgruppe „Erntesegen“, deren Bilder sich im weiteren Sinne alle dem Thema „Leben und Fruchtbarkeit“ widmen und entstanden sind aus Leinölfarben auf uralten, mit Namen und Ortsangaben des Eigners bedruckten Leinen-Getreidesäcken, die einst dessen Ernte, also „den Segen seiner Mühen eines ganzen Jahres“ bewahrten und die Rabemann mit der ihm typischen symbolhaften Bilddichte und hier hinzugefügten segnenden Worten zu einem stimmigen Gesamtinhalt fügt und „anfüllt“.


rabemann.de / „Erntesegen“

Galerie Rabemann Böblingen: "Die Geburt der Freude"
„Die Geburt der Freude“
Ölmalerei, Collage und Mischtechnik auf Leinwand 2007


(Der Titel ist eine Anlehnung an das bekannte Bild „Die Geburt der Venus“ - die Geburt der Venus soll der Mythe nach aus einem ganz bestimmten „Schaum“ hervorgangen sein - es lohnt sich, dies nachzulesen.)

rabemann.de / „Erntesegen“

Galerie Rabemann Böblingen: "Das Jawort"
„Das Jawort“
Ölmalerei, Collage und Mischtechnik auf Leinwand 2007


Das Jawort des Bildtitels (und im Bild) meint DAS Jawort - hier gemeint im Sinne einer Zusage, Nachkommen zu zeugen.

"Reale" Bezüge sind keine...

Seine Bilder sieht der Künstler zwar zum einen in keiner Weise an das Materielle gebunden, aber er verwendet dennoch fast nur reale Bezüge in seiner Bildwelt, weil der Mensch seiner Einschätzung nach nicht ohne die Formen des Realen auskommt, wenn er sich seiner eigenen Wahrheit und der Wahrheit an sich nähern will - sei es als Analogie, als Gleichnis, als Traum oder als Symbol.

Seine Bilder gelten ihm als Vermittler und Katalysatoren, welche diese – die eine – Wahrheit bewegen und wahren sollen. Durch die von ihm geschaffenen Bildwelten soll eine erneute Annäherung an Verlorenes und Verdrängtes erfolgen, indem sich der Künstler bewusst der reichen Bildwelt vergangener und vergehender Kultur zu wendet, denn die Fortschritte der Moderne gelten ihm ihrem Wesen nach vor allem als ein Fort-Schreiten von diesem reichen Erbe an Wahrheit und vom Prinzip des Lebens an sich.

rabemann.de / „Erntesegen“

Galerie Rabemann Böblingen: "Mehr Licht"
„Mehr Licht“
Ölmalerei, Collage und Mischtechnik auf Leinwand 2007


Der Titel ist das Zitat der angeblich letzten Worte Goethes, die ihm wahrscheinlich in den Mund gelegt wurden.


Ebenen der Inhalte

Seine Ansätze verfolgt der Künstler Rabemann in einer für in typischen Weise auf vielen Ebenen – so dienten z.B. als Bildträger für mehrere Werke dieser Ausstellung 150 Jahre alte Getreidesäcke von Mühlen aus dem Raum Stuttgart. Auch tragen einige dieser Bilder alte oder selbstverfasste Segens- und Danksprüche, einige Farbtöne wurden mit selbstgesammelten Erden oder getrockneten Pflanzen vermengt und einige wurden mit einem Lack aus Weihrauchharz überzogen, den Rabemann selbst herstellt.

Neben den Bildelementen seiner Kunst und den darin eingebetteten Worten, Zeichen und Symbolen galten ihm von Anfang an auch das Material an sich, der Bildträger und die Struktur und Schichtung des Bildes über ihre Funktion hinausgehend auch als Träger von Inhalten. Hierbei geht es Rabemann weniger solche einzelne Aspekte seines künstlerischen Tuns, sondern um eine ganzheitliches Sehen und Handeln im Einklang mit den jeweiligen Bedingungen.

Erst aus diesem Gedankengang heraus wird verständlich, dass Rabemann z.B. abgekratzte Farbschichten wieder in seine Farben rührt wie auch, dass der Künstler z.B. regelmässig Fundstücke, die er während der Bildwerdung vor seinem Atelier findet, sofort in das dort gerade enstehende Bild integriert.


rabemann.de / „Erntesegen“

Galerie Rabemann Böblingen: "Rotmann"
„Rotmann“
Ölmalerei, Collage und Mischtechnik auf Leinwand 2007



Individuation

Dem Künstler werden über diese Haltung und über solches Tun Bild, Bildträger, Bildwerdung, Material, Gedanken, Gleichnisse und Worte im Werk eins.

Daher zeigt Rabemann in seinem Katalog nicht von ungefähr Bezüge auf zwischen seiner Kunst und der Alchemie sowie zu deren Suche nach dem Stein der Weisen auf, welche Carl Gustav Jung als praktikablen Individuationsweg beschreibt. Für Rabemann werden gerade in der Hinsicht deutliche Parallelen zur Kunst deutlich, dass der Künstler als Erschaffender über die gelebte und erlebte Identifizikation mit seinem Werk über sein Tun an diesem selbst Teil dieses Werkes wird und damit Formender und Geformter zugleich.

So finden Betrachter in Rabemanns Werken nicht nur das, was sichtbar auf der Oberfläche erscheint, um scheinbar Bild zu sein, sondern Sie entdecken bei längerer Betrachtung ständig Neues, Verstecktes und sich Veränderndes, denn allein schon Rabemanns bevorzugte Bildwerdung durch mehrfache Übermalung verleiht den Bildern die Ausstrahlung eines anhaltenden Vorgangs, der auch auf Betrachter diese Wirkung zeigt.

Die Bilder dieses Künstlers sind in vielfacher Hinsicht Ergebnis einer heute ungewöhnlich erscheinenden Sicht, denn aus dem Bild heraus scheint ein anderes Schauen gegenwärtig zu sein. Und dieses teilt sich dem Betrachter nicht nur mit, sondern lädt ihn ein, am Vorgang des Bildes teilzunehmen.

stuttgart/galerie/ausstellungen/h02-stuttgart-vaihingen-oelmalerei/ausstellung.txt · Zuletzt geändert: 2018/10/08 06:27 von rabemann
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