======Die Schöpfung====== \\ \\ ====Dieser Vor-Gang an sich==== >Am Anfang war\\ >ein ein(z)iges Taos\\ >darin fanden\\ >und empfanden sich\\ >Yin und Yang\\ >und alles beginn\\ >und begann\\ \\ \\ >Die Welt wurde von einem\\ >sich nach sechs Tagen\\ >erschöpfenden Anfänger\\ >erschaffen\\ \\ \\ >Kaum war es da\\ >das erste Wort\\ >da war auch schon\\ >der Sprecher fort\\ \\ \\ >Geben ist Leben\\ >Nehmen ist Lähmen\\ \\ \\ >Der Apfel ists gewesen,\\ >der bis dahin unbekannte -\\ >und nicht jenes\\ >zum bösen Tier verschlangte\\ >welches später man\\ >statt ihm belangte.\\ >Denn seine Süsse war es,\\ >nach welcher Eva langte,\\ >als er an dem Baume hangte.\\ \\ \\ ====Feuer und Licht==== >Ein Sonnenstrahl\\ >wußte\\ >der Eile wegen\\ >nicht so recht wohin\\ >- da ging er\\ >einem Tropfen Tau\\ >ins Innerste genau\\ >Diesen jedoch\\ >hatten vor ihm\\ >tausend andere\\ >schon erreicht\\ >und weil dort an Licht\\ >so Fülle war\\ >und alles drängte\\ >dicht an dicht\\ >da strebte er zurück -\\ >jedoch:\\ >da ging es nicht\\ \\ \\ >Immer drängt\\ >das Feuer\\ >dorthin am stärksten\\ >wo es bisher\\ >am wenigsten\\ >zugegen\\ \\ \\ >In der Nacht\\ >erstrahlt der Mond\\ >Und er strahlt und strahlt\\ >bis die Sonne erscheint\\ \\ \\ >Die Sonne ist ewig -\\ >Zeit und Endlichkeit entstehen\\ >aus dem Wechsel der Sichten.\\ \\ \\ >Sonnenlicht füllt sich\\ >wie von selbst\\ >an jedem Ort\\ >in jedes Ding\\ >der Welt hinein\\ >Zwar völlig unbeschränkt\\ >aber immer gemäß\\ >der diesen Dingen\\ >eigenen Offenheit.\\ >Daher muß jede Trübung\\ >und jede Dunkelheit\\ >der Dinge\\ >eigenste Entscheidung sein\\ >sich dieser Fülle\\ >zu verschliessen\\ >Denn Dunkles\\ >kann sich nur entfalten\\ >inmitten der Dinge\\ >grösster Geschlossenheit\\ >und Abwendung\\ \\ \\ ====Luft und Wind==== >Übers Land\\ >zieht der Wind\\ >bis er in ihm\\ >verschwind'\\ \\ \\ >So wie es war\\ >bevor der Wind kam\\ >so wird es\\ >nie mehr sein\\ \\ \\ >Bis eine Wolke fliegt\\ >da müssen\\ >viele Steine schwitzen\\ \\ \\ >So ungestüm\\ >der Wind\\ >auch weiter will -\\ >in jeden Baum\\ >muss er mit jedem Blatte ringen\\ >auf seiner weiten Reise\\ \\ \\ >Der Wind\\ >bläst jedem gleich\\ >doch jeder\\ >stellt sich anders\\ \\ \\ >Darum ständig\\ >ringt der Wind:\\ >woher er nimmt,\\ >wohin er bringt\\ >Denn woher er nimmt\\ >daher bildet er sich\\ >und wohin er bringt\\ >dahin gibt er sich\\ \\ \\ ====Wasser und Seele==== >Ein Tropfen rann so tief\\ >daß er sich total verlief\\ \\ \\ >Einem Tropfen in der Sonne\\ >ist ganz leicht ums Herz\\ \\ \\ >Jeder Regen\\ >Himmels Segen\\ \\ \\ >Kein Hagelkorn\\ >kennt das andere\\ >und doch\\ >fallen sie\\ >einig nach unten\\ \\ \\ >Kaum legt\\ >Schnee sich nieder\\ >wird er\\ >zu Wasser wieder\\ \\ \\ >Der Bach wusste nichts\\ >vom Wasserfall\\ >aber als es soweit war\\ >da ging es wie von selbst\\ >Denn was ihm da\\ >so fremd gewesen -\\ >es war immer schon\\ >ein Teil von ihm\\ \\ \\ >Kein Fluß\\ >findet seinen Weg\\ >planend oder denkend\\ >Kein Fluss\\ >macht einen Unterschied\\ >zwischen sich\\ >und seinem Weg\\ >So findet er sowohl\\ >seinen Weg\\ >als auch sich selbst\\ >stets nur genau da,\\ >wo er war,\\ >wo er ist\\ >und wo es hin geht\\ >und sonst\\ >nirgends\\ >Denn er hat\\ >nur die Wahl\\ >diesen einen Weg\\ >zu gehen\\ >oder im Stillen\\ >zu versumpfen\\ \\ \\ >Jeder Fluss\\ >der muss\\ >windet sich\\ >so gut er kann\\ \\ \\ >Am Wasserfall\\ >stürzen sich\\ >die Wasser all\\ \\ \\ ====Quelle und Brunnen==== >Der Brunnen -\\ >wo einmal es gelungen ist,\\ >ein echtes, tiefes Nichts\\ >zu schaffen,\\ >genau da\\ >füllt es sich\\ >immer wieder\\ \\ \\ ====Erde und Sein==== >Jeder Stein\\ >ein stilles Sein\\ \\ \\ >Ein Stein,\\ >lässt man ihn fallen,\\ >zeigt seine Herkunft allen\\ \\ \\ >Sand im Wind\\ >sich nimmer find\\ \\ \\ >Wär da \\ >kein Tal\\ >gäbs Berge\\ >einen nur\\ \\ \\ >Sand -\\ >das waren einmal \\ >auf Dauer gedachte Steine\\ \\ \\ >Im Schuh schmerzt \\ >ein kleiner Stein \\ >mehr \\ >als ein grosser\\ >draussen\\ \\ \\ >Es war einmal ein Stein\\ >der fühlte sich fremd\\ >neben seinen Brüdern\\ >Da hat man ihn \\ >zuunterst in eine Brücke verbaut -\\ >dort sitzt er jetzt fest eingefügt\\ >über ortlosen Wasser schwebend\\ >unfrei und ganz dicht\\ >neben anderen \\ >Nicht-seinesgleichen\\ (c) Ralf Rabemann